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Kranke heilen, Gesunde optimieren?

“The most common reaction of the human mind to achievement is not satisfaction, but craving for more.” Yuval Noah Harari, Historiker

Neil Harbisson kann mit seiner Cyborg Antenne seinen Farbsinn über das menschlich Erfahrbare hinaus erweitern.


Telemedizin, Machine Learning, Digital Health? Wer heute Medizin studiert, kann mit all diesen Begriffen grob etwas anfangen. Aber was kann Digitalisierung in der Medizin und wie werden Ärzte in 50 bis 100 Jahren arbeiten?


Ein Blick aufs Handy genügt. Meine täglichen Schritte wurden gezählt, über eine präzise Pulsauswertung konnte meine Smartwatch meine sportliche Performance bewerten und meinen Schlaf analysieren. Schnell noch ein EKG ableiten. Der Puls ist hoch, vom vielen Kaffee ein paar Extrasystolen, heute Nacht zu wenig Rem-Schlafphasen, kein Wunder, dass ich mich so überfahren fühle. Vielleicht sollte ich mich schonen und ein bisschen spazieren, heute erst 5000 Schritte, der ganze Uni Stress tut mir nicht gut.

Den ganzen Tag sammeln smarte Systeme für mich meine Biodaten, werten sie aus und können das Entstehen potentieller Gefahren ganz verhindern. Eine digitalisierte Medizin besticht mit maximaler Primärpävention, die viel Leid ersparen und einen optimierten Menschen erschaffen kann. Dabei hören wir langsam auf, unserer fehleranfälligen Selbstwahrnehmung zu vertrauen und versuchen vor allem über sachlich gesammelte Informationen zu interpretieren, wie wir uns fühlen. Je mehr Daten, desto besser. Steht das nicht im Widerspruch zu einem beliebten Leitfaden der Allgemeinmedizinpraxis, „Wer viel misst, misst Mist“? Und wieso lerne ich den ganzen Tag standardisiertes Faktenwissen, wenn Algorithmen das teils schon jetzt viel schneller und fehlerfreier auswerten können als ich?


Mit unserer Initiative beyond medicine wollen wir Digitalisierung in der Medizin greifbarer, verständlicher und erfahrbar machen.


Während sich die heutige Medizin vor allem um statische, oberflächlich abgeleitete Daten dreht, wird sich die Zukunft mit invasiven Daten beschäftigen, beispielsweise unserem genetischem Bauplan oder dem neuronalen Code, der bestimmt wie wir denken, fühlen und handeln.

In seinem Buch „Homo Deus“ gibt der Historiker Yuval Noah Harari einen Ausblick wohin sich die Welt in den nächsten Dekaden entwickeln könnte:


„Das 'Upgrade' von Menschen zu Göttern kann auf drei Wegen erfolgen: durch Biotechnologie, durch Cyborg Technologie und durch die Erzeugung nicht organischer Lebewesen“¹

Das "Cyborg Sein“ hört heutzutage nicht beim Tragen eines Herzschrittmachers oder Cochlea Implantats auf. Schon jetzt existieren technische Möglichkeiten die Sinne zu erweitern, um zum Beispiel elektromagnetische Felder wahrnehmen zu können, eine Fähigkeit, die bisher nur Tiefseefischen vorbehalten blieb.



Medizin kann nicht mehr nur Kranke heilen, sondern auch Gesunde optimieren.


Neil Harbisson ist das wohl prominenteste Beispiel für technische Selbstoptimierung, aber auch in anderen Bereichen des Biohacking gibt es rasante Fortschritte.

Versteht man den Menschen als einen Algorithmus, dann sind der Digitalisierung des Homo Sapiens keine Grenzen gesetzt. Was heute unmöglich scheint, kann sehr bald möglich werden.

Die 2004 von Professor Frank Levy am MIT und Professor Richard Murnane aus Harvard veröffentlichte Studie über durch Automatisierung gefährdete Berufe, schätzte LKW Fahrer als eine sehr sichere Berufsgruppe ein. Es schien unwahrscheinlich, dass Algorithmen LKWs auf einer belebten Strasse sicher steuern könnten. Rund 10 Jahre später stellten Tesla und Google hierzu keine vagen Pläne vor, sondern konnten automatisierte Autos in die Realität umsetzen.²


In einer Welt, in der schon jetzt die Grenzen zwischen Körper und Technologie verschwimmen, sollten angehende Mediziner*innen mit dem erforderlichen Werkzeug ausgestattet werden, die Entwicklungen der Medizin um sie herum verstehen zu können. Digital Health ist mittlerweile so selbstevident, dass wir schon jetzt nicht mehr ohne sie arbeiten könnten.


Wir möchten mit euch in spannenden Impulsvorträgen die Chancen und Gefahren einer digitalisierten Medizin beleuchten.

Können Krankheiten durch Health Tracking vollständig verhindert werden? Wie funktioniert Machine Learning in der Forschung? Wie viel fehlerfreier können Algorithmen im Vergleich zu uns arbeiten? Wird unser Beruf im Sinne des Dataismus bald obsolet sein?


Unsere Initiative soll uns mit einem breiten Horizont und kritischem Blick in ein internationales Arbeitsleben starten lassen, sodass wir unser Upgrade zum unsterblichen Homo Deus nicht verschlafen.










¹ Yuval Noah Harari, „Homo Deus: A Brief History of Tomorrow (2016),

ISBN 978 1910701881“, p. 73

² Yuval Noah Harari, „Homo Deus: A Brief History of Tomorrow (2016),

ISBN 978-1910701881 “, p. 494


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